Donnerstag, 3. April 2008

Spartenreport: Nachruf auf lettra

Noch einmal zum geniessen - Bücher zum Anschauen!



Es war ein Versuch, den Buchstaben und Büchern das bewegte Laufen zu lehren. Nicht in der gewohnten Form als Spiel- oder Fernsehfilm, sondern in einem Angebot der anderen Art. Nicht lesen, nicht hören, sondern über Bücher sprechen. Was im literarischen Quartett für eine überalterte Zielgruppe funktioniert hat, wollte Lettra für eine breite Zielgruppe in neuer Form präsentieren: Bücher und Autoren zum anfassen.

Gibt es zu wenig Leser in Deutschland? – Nein
Gibt es zu wenig Kulturinteressierte in Deutschland? – Nein
Gibt es keinen Markt für Bücher? – Nein

Was ist war dann das Problem? Aus unserer Sicht mangelndes Vertrauen von Kapital, öffentlicher Hand und Verbreitungs-Managern in die Kraft des geschriebenen Wortes. Eine, wie wir meinen, sehr kurzsichtige Betrachtungsweise.

Gerade die Öffentliche Hand sollte ein Interesse daran haben, dass Medienvielfalt nicht nur Erotik, Telefonspiele und massentaugliche Programme bedeutet. Hier klaffen Anspruch der Landesmedienanstalten und förderungswürdige Realität weit auseinander. Aber der geförderte Arbeitnehmer in Berlin ist wohl eher für den seichten Medien-Konsum geeignet.

Was die Investoren angeht, so ist Kultur in den Kreisen der Fonds und VCs eher ein Mittel zur Gewissenreinigung und Kundengewinnung – also Zuschussgeschäft.

Und die Kabelnetze – Musik ist dort anscheinend Kultur genug.

Also ist wohl kein Platz für ein kulturelles Zuschussgeschäft, dass gehobene Vielfalt bietet, die anscheinend keiner will?

Es ist Platz und wir bewundern den Mut – der Fall lettra hat Offen gelegt, wie es um die Wertschätzung der Medienkultur steht: Niveau sollen die kassieren, Rundfunkgebühren kassieren – dass muss doch wohl reichen!

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